2Sunny "Musik von Herz zu Herz"
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2Sunny on the road

Griechenland Ostern 2025

 

Aachen – Paleokastro

 

Jetzt ist es schon eine Woche her, dass unsere Fähre von Brindisi (I) nach Igoumenitsa (Gr) abgelegt und uns über’s Ionische Meer getuckelt hat.

Noch an Bonn vorbei, um unserem frischgebackenen Oma-/Opa-Dasein bewußt zu werden, ging’s dann stramm auf den Gothard-Tunnel zu, der seine Pforten zwischen 22 – 5 Uhr schließt. Die Schweizer lassen sich die Durchreise schon etwas kosten (Vignette, fette Diesel-Preise und viele Rastplätze, die ab 0 Uhr 15€ Parkgebühren verlangen (!). Also doch noch mit letzter Kraft bis Como, wo die Italiener etwas entspannter (und preiswerter!) mit Durchreisenden sind.

Ob Du im reicheren Norden Italiens oder im ärmeren Süden unterwegs bist, erkennst Du gut an den Autobahnen. Spätestens südlich von Pescara besteht die Autobahn gefühlt nur noch aus einer Spur, weil alle 5 km eine mindestens so lange Baustelle (ohne jegliche Aktivität!) kommt. Tagsüber fährst Du in einer endlosen Schlange von LKW’s. Abends wird es etwas besser.

Die durchgängig von der Autobahn einsehbare Adriaküste wirkt sehr zugebaut und für unseren Geschmack wenig reizvoll. Wir finden nach einem kleinen Abstecher zum Parco Nazionale del Gargano bei Lesina Marina unser Plätzchen am Meer, das sich für einen Tag Ausruhen anbietet.

Gleich am nächsten Morgen begrüßen unsere Hunde den Hund des Nachbarcampers Jürgen aus dem Westerwald. Gleich im klassischen Gespräch unter Reisenden „Wo kommste her – wo fährste hin…?“ erfahren wir, dass Jürgen aus dem selben dog shelter in Kalamata kommt, wo wir unter anderem von alten Bekannten zu Ostern erwartet werden. Vor 8 Jahren haben wir dort auch zum ersten Mal auf unserer Reise für einige Zeit gearbeitet. Damals noch mit ca. 500 Hunden – heute sind es an die 1.000 (!)

Wir erinnern uns schnell wieder, dass es auf Reisen keine Zufälle gibt, sondern nur die spezielle „Offenheit für besondere Begegnungen“, sobald Du aus der Routine des Alltags raus bist.

Eine kurze gemeinsame Radtour am Meer, ein inspirierender Austausch über das Leben und schon trennen sich wieder unsere Wege in verschiedene Himmelsrichtungen.

Brindisi:

Wir sind rechtzeitig zum Einchecken am Hafen von Brindisi. Häfen sind irgendwie immer ein Parallel-Universum in einer immer durchstrukturisierteren Welt – ein herrliches Chaos von martialisch wirkenden Trucker-Fahrern aller Nationen, undurchschaubaren Verkehrsregeln, Verkaufsstände von sinnlosesten Reiseutensilien (evtl. als Mitbringsel für die davon unterversorgten albanischen Familien).

Eingereiht zwischen riesigen Trucks stehen wir fast 2h in der Schlange, bevor sich der Tross auf die Fähre bewegt. Wir finden mit Joshi & Amy einen (einzigen!) ruhigen Platz mit Sesseln und nahe beim Außendeck. Dort dürfen wir uns für die nächsten 8 Stunden zu einem freundlichen Pärchen (Nancy & Ali) gesellen.

Die beiden sprechen griechisch, so dass vorerst außer dem „Jassu“ kaum Gespräch stattfindet. Aber als Ali in der Biographie von Gregor Gysi liest, kommen wir natürlich ins Gespräch über Politik. Beide kommen aus traditionell kommunistischen Arbeiterfamilien. Ali‘s (der eigentlich Albrecht heißt) Großvater kam in Deutschland im KZ um, und Nancys Opa wurde in Griechenland beim Massaker der Nazis 1943 in Kalavrita ermordet. Die beiden lernten sich in den 80er Jahren bei einem Kongress in Athen kennen. Nancy erzählt uns lachend, wie sie ihren Mann der Familie vorgestellt hatte:

 

 

 

Mutter: „Wie heißt er denn?“ – Nancy: „Ali!“

Mutter: „Oh je – ein Türke?!“ – Nancy: „Nein Mama – ein Deutscher!“

Mutter: „Oh mein Gott – ist er wenigstens Kommunist?“ – Nancy: „Ja Mama, keine Sorge!“

 

Die 8 Stunden vergehen mit den Beiden wie im Fluge. Wir reden über den wieder erwachenden Faschismus in Europa und Nancy erzählt uns von dem bewegenden Ende der Militärdiktatur in Griechenland Juli 1974. Wie ihr Lehrer den Schulkindern gleich nach den Sommerferien als erstes die Erlaubnis gab, die erste Seite aus dem Schulbuch zu reissen – nämlich dort, wo das Emblem der Obristen drauf war. Bei dem Gedanken an diesen Moment, bekommt sie heute noch Gänsehaut.

Ein herzlicher Abschied, als jeder wieder zu seinem Auto auf dem Parkdeck geht und wir versuchen, dem Chaos der griechischen Parkeinweiser zu folgen. Jeder dreht und schiebt sich zwischen den riesigen Trucks von Deck, wie es gerade passt. Mir kommt die These von „Chaos und Fraktale“ in den Sinn…

Igoumenitsa:

Im Dunkeln fahren wir von der Fähre und nehmen die Küstenstrasse Richtung Süden. Nach einer halben Stunde erreichen wir unseren erstmal gebuchten Campingplatz „Sofa-Camping“. Er hat zwar noch nicht offiziell geöffnet, wir dürfen dennoch schon drauf. Als uns das Meeresrauschen und die griechische Sonne morgens wachkitzeln, haben wir das Gefühl angekommen zu sein.

Auf dem Campingplatz herrscht reges Treiben. Der Winter hier war hart und regnerisch. Vieles muss ausgebessert werden. Die Griechen bereiten sich jetzt auf den Touristenstrom vor, der ihnen die Hauptdevisenquelle beschert. Im Moment wirkt noch alles urig und beschaulich. Die bunten, sonnenbeschienenen Felsen stürzen sich ins blaue Meer und dazwischen warten die noch unberührten Buchten auf die vielen Sonnenanbeter. Für uns genau die richtige „Ruhe vor dem Sturm“.

Abends erreichen auch unsere guten alten Freunde Jörg und Isolde den Platz, die sich für ein dreimonatiges Sabbatical mit ihrem ausgebauten Caddy auf eine ähnliche Route aufgemacht haben. Wir verbringen 2 tolle Tage zusammen und genießen die griechische Küche und den genau so leckeren Wein.

Und unterwegs immer die vielen Straßenhunde, die genauso sehnsüchtig auf die Touristen warten, von diesen durchgefüttert zu werden. Unsere Herzen weinen stets, bei den sehnsuchtsvollen Blicken nach biologischer und seelischer Nahrung. Für erstere kaufen wir einen zusätzlichen Sack Futter. Amy und Joshi, von denen einer während der Fahrt zwischen uns auf der Sitzbank liegen darf und der andere an unseren Füßen, hören sich ständig den „pädagogisch wertvollen Satz“ an: Ihr wisst ja gar nicht, wie gut es euch geht! Ihr Blick sagt dann: „…bla, bla, bla… Wo bleibt das Futter?“

Nach dem ersten Aklimatisieren, tuckeln wir weiter die Küste hinab und entdecken das wunderbare Örtchen Parga. Idyllische Buchten und kleine Inseln, mit im Hinterland schneebedeckten Bergen. Diese rufen uns laut zu und wir wählen die Straße ins Landesinnere. Wir fahren ins Tal des Acheron Flusses.

Der Acheron ist laut der griechischen Mythologie der Fluss, über den der Fährmann Charon die toten Seelen in den Hades bringt. Zur Bezahlung wurde den Toten eine Münze in den Mund gelegt, der sogenannte Charonspfennig. Sollte Charon nämlich die Überfahrt verweigern, mussten die toten Seelen hundert Jahre hier verweilen.

 

 

Unsere Wanderung durch den Canyon ist fantastisch, trotzdem beiße ich jetzt schon seit fast 4 Stunden auf dem harten 2€-Stück rum, da ich trotz aller Schönheit keinen Bock hab, hier hundert Jahre zu campieren.

Angefixt von der wunderbaren Landschaft, zieht es uns weiter ins Landesinnere zu den höchsten Bergen des Pindos-Gebirges, die bei 2.400m Höhe natürlich noch eine beeindruckende Schneekappe tragen. Die Straßen sind durch den langen Winter und den vielen Schnee- und Regenmassen stark beschädigt. Es wird überall mit schwerem Gerät repariert und Hänge abgestützt. Es ist abenteurlich und zugleich beeindruckend hier lang zu fahren. Der Nationalpark Tzoumerka steht den schweizer Alpen in seiner Schönheit in nichts nach. Pramanta ist ein Berg- und Wanderdorf, wie im Bilderbuch.

Nach ein paar Tagen Bergluft und wilde Serpentinen, zieht es uns wieder ans Meer und wir fahren in einem Rutsch und über die beeindruckende Rio Andirrio-Brücke vorbei an Patras in die südliche Peleponnes, zu unserer bereits bekannten einsamen Lieblingsbucht in der Nähe bei Pylos.

Wir finden die Abfahrt zu dem Dörfchen Paleokastro gleich und plazieren uns, wie 8 Jahr zuvor wieder an der herlichen Bucht unterhalb der alten Burgruine, um hier erstmal die lange Fahrt der letzten 2 Wochen abzuschütteln.

Paleokastro:

Die „Ochsenbauchbucht“ ist ein kleines Paradies – wunderbarer Strand, eine durch imposante Felsen geschützte Bucht, mit einer beeindruckenden Burg, die durch einen kurzen Kletterpfad zu erkunden ist. Durch die strategisch wichtige Lage, wurde sie schon seit über 2.500 Jahren stark umkämpft. Die alten Griechen hatten ja bekanntlich ne Menge Wissen, welches leider bis heute verloren gegangen ist, aber die Dummheit Kriege zu führen, haben sie nahtlos an uns weitergegeben…

Nach ein paar Strand- und Faulenztagen, fahren wir quer durch’s Land Richtung Messini. Unsere Freunde, die wir vor 8 Jahren durch die Arbeit im Dogshelter kennenlernten, erwarten uns zum Osterfest. Das griechisch-orthodoxe Osterfest besteht aus vielen beeindruckenden Ritualen, traditionellem Essen und natürlich selbstgemachtem Wein und Tsipouro.

Messini:

Freitag Abend begleiten wir Maria mit ihrem Ex-Mann Jannis, den beiden Söhnen und ihrem Schwager Elias bei der fast 1,5h Prozession durch Messini. Ein tischähnlicher Altar, der von 4 jungen Männern getragen wird MUSS durch jede Gasse geleitet werden. Die Menschen unterqueren den Tisch, was ihnen viel Glück für das nächste Jahr bescheren soll. Eine versehentlich ausgelassene Gasse hatte zur Folge, dass die ganze Prozzesion nochmal umdrehte und einen Extrabogen im Dorf lief. Links und rechts des Weges loderten große Osterfeuer und das Ende wurde mit einem großen Feuerwerk eingeläutet.

Am Samstag zeigten uns Jannis und sein Bruder Elias ihren großen Selbstversorgergarten, aus dem die Beiden ein reichliches Mahl zauberten. Elias lebt als Künstler und plaziert aktuelle Gesichter in die byzantinische Herrschaftszeit. Auch Tatjanas Profil musste fotographisch festgehalten werden. Mal sehen, welche Könnigin Elias mit seinen Pinseln aus ihr zaubert.

Abends dann zur Mitternachtsmesse, um mindestens eine Stunde den Popen bei ihren eindrucksvollen Gesängen zu lauschen. An der Mitternachtskerze in der Kapelle zünden dann alle Menschen ihre Kerze an, um diese dann brennend nach Hause oder zu ihren Gräbern zu bringen. Alt und Jung sind auf den Beinen und geben diesem Ritual einen würdigen Rahmen.

Nachts folgt dann das traditionelle Fastenbrechen mit „Mayiritsa“, einer Suppe aus Lamm- oder Ziegeninnereien. Vermutlich wurde Ouzo zeitgleich erfunden, all dies gut zu verdauen…

Kalamata:

Nach einer langen Schlemmervollen, mit griechischen Tanzeinlagen vollzogenen Nacht und nach einem herzlichen Abschied, geht es am nächsten Morgen weiter nach Kalamata, wo Andrea mit ihrem griechischen Mann Dimitri und der Familie lebt. Als würde man es uns nicht ansehen, dass wir in einer halben Nacht die gesamte griechische Küche durchprobiert haben, platziert man uns gleich wieder an die lange Essenstafel. Das frisch geschlachtete Lamm dreht sich schon quirlig über dem Grill und mind. 16 international hungrige Mäuler warten auf Dimitris Startschuss. Gefühlt ist die halbe Welt vertreten (Alaska, Australien, Österreich, natürlich Griechenland, einige Deutsche, Irland). Über die lange Tafel hinweg fliegen Wortfetzen aus griechisch, deutsch, englisch. Aber irgendwie versteht und spricht man nach mehreren Ouzo sowieso alle Sprachen… Der Abend lebt von unterschiedlichsten Geschichten, was diese Menschen alle an genau diesem Ort und zu dieser Zeit zusammengebracht hat.

Wir verbringen noch weitere 3 Tage in dem wunderbaren Städtchen Kalamata (den meisten bekannt wg. ihrer leckeren Oliven) und treffen uns wieder mit unseren Freunden Jörg&Isolde.

Nach so vielen griechischen Kalorien, Strand und Meer ist uns nach Wandern in den Bergen. Auch dieses bietet Griechenland auf imposante Weise.

2Sunny sind wieder da:

25.1.2025: Atelier 21, Jülicherstr.21, AC

www.atelier-21.net,     20 Uhr

15.3.25:  "2Sunny & Jan Maintz" daguabatta (bei Djawad) Lousbergstr.66

14.06.25: 7Mountains, Königswinter

18.6.25: KuKuK, Aachen, Eupener Str.

28.6.25: Theatrino, Büllingen, Belgien

8.11.25: "NoireRouge", Altes Rathaus, Würselen - Lieder von Zarah bis Knef

 

 

 

 

 

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© Ralf Haupts